Die Republik Nizon by Paul Nizon

Die Republik Nizon by Paul Nizon

Autor:Paul Nizon
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Haymon
veröffentlicht: 2017-02-14T00:00:00+00:00


Stolz

„Stolz“ ist auch das klassischste Ihrer Bücher …

„Stolz“ ist mein einziges Buch, das in Deutschland spielt. Zu Beginn hatte ich gar nicht die Absicht, ein Buch dieser Art zu schreiben, ich meine die Geschichte eines Menschen, der sich vom Leben zurückzieht. Ich hatte vielmehr vor, eine lustige Geschichte zu schreiben, die eines jungen und eher ungeschickten Städters, der sich auf einem Bauernhof unter Gänsen vorfindet. Ich hatte diese Geschichte tausendmal meinen Freunden erzählt, und jedesmal waren sie vor Lachen nahezu geplatzt. Ich wußte nicht, daß sich hinter diesem autobiographischen Thema etwas anderes versteckte, etwas viel Ernsteres. Meinem Verleger hatte ich mitgeteilt, daß mein Buch den Arbeitstitel „Schneeleben“ trug. Ich wußte bei der Arbeit anfangs nur, daß die Erzählung nicht mit der Szene im Spessart beginnen konnte. Um einen Kontrast zu diesem langsamen und düsteren Teil herzustellen, war ein heiteres oder doch lockeres Vorspiel nötig. Ich habe dieses Vorspiel mit viel Begeisterung hingeschrieben, aber zur Überleitung in die eigentliche Geschichte im Wald habe ich die erste Seite vielleicht zwanzig Mal neu begonnen. Die Beschreibung dieser Landschaft und dieses von Tälern umgebenen Bauernhofes geschieht ganz in der Manier des Naturschilderers Stifter. Der Bauernhof erweist sich als schreckliche Falle. Der Leser wird ins Schwarze, Unbekannte, in Vergessen und Lethargie gestoßen.

Trotz des schmerzlichen Inhalts von „Stolz“ hat man den Eindruck, daß Ihnen in diesem Buch eine gewisse Selbstbefreiung gelungen ist. Man findet in diesem Werk nicht den auf die Spitze getriebenen Lyrismus der ersten Werke wie „Die gleitenden Plätze“ oder „Canto“.

Ich wollte tatsächlich diese Loslösung erreichen. Ich wollte in diesem Buch die Neutralität eines Krankenberichtes schaffen. Ich wollte aus großer Distanz die Figur wie auf einer Leinwand zeigen, und wollte, daß man Zeuge ihrer Auslöschung wird.

Unter welchen Bedingungen haben Sie dieses Buch geschrieben?

Freunde haben mir ihr Landhaus zur Verfügung gestellt, und dort habe ich das Buch geschrieben. Um mich herum gab es nichts, nicht einmal ein Dorf, die Landschaft glich jener im Buch. Der Besitz bestand aus einem heruntergekommenen Bauernhof und einem modernen, sehr gut ausgestatteten und bequemen Wohntrakt. Jeden Abend brachten meine Freunde große Einkäufe mit nach Hause, und wir feierten dann. Ich dachte damals, daß sie immer so lebten, aber habe später erfahren, daß sie ein eher bescheidenes Leben führten und das alles nur meinetwegen veranstaltet hatten. Wenn ich nicht gerade schrieb, ging ich mit meinem Hund im Schnee spazieren.

Wie geschah die Ausarbeitung des zweiten Buchteiles, der zum Tod der Figur führt?

Ich schrieb langsam, aber jeder Abend brachte doch seine Ernte. Solide Arbeit und stetiges Vorankommen. Schließlich wurde mir klar, daß meine Figur sterben mußte, aber ich wußte nicht wie. Und dann habe ich den Schnee gewählt.

Der Tod von Stolz wird dem Leser nicht eindeutig vermittelt. Man hat vielmehr den Eindruck, daß er im Schnee einschläft, daß er das Sterben hinnimmt.

Ja, er nimmt das Sterben hin. Genau das ist es.

„Stolz“ ist ein zum Teil autobiographisches Buch. Warum haben Sie dann dieses tragische Ende gewählt, das nicht Ihres ist?

Wie ich Ihnen bereits sagte, war es zu Beginn eine lustige Geschichte für mich. Aber



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